John Scofield Interview  (1991)

"Time On My Hands" heißt seine jüngste Platte. Natürlich reizt es auch mich (wie viele andere Journalisten) auf diesem Titel herumzureiten. So könnte ich mich über die "zeitlose Schönheit" seines neuen Werks auslassen. Oder ich könnte behaupten "Sco" hätte sich mit der LP "Zeit gelassen", doch "das Warten hat sich gelohnt". Oder wie wäre es mit "In Scofields Händen wird Zeit zu einem Abenteuer". Sollte ich vielleicht zur Promotion-Abteilung einer größeren Plattenfirma wechseln? Seriöser ausgedrückt: Ich kenne wenige Musiker die in puncto Vielseitigkeit und Kreativität derart beeindrucken wie John Scofield. Wie nur wenigen Gitarristen ist es ihm gelungen einen eigenen Stil irgendwo zwischen Jazz und Rock zu finden ohne dabei in die Fusion-Falle zu tappen. Sein originelles musikalisches Konzept (Übrigens auch Gegenstand einer in diesem Heft beginnenden Workshop-Trilogie) zeugt von großer künstlerischer Reife. Als Sideman, Komponist, Bandleader und Solist inspiriert John Scofield durch die Intensität mit der er sich in den verschiedensten Situationen auszudrücken versteht. Als Person steht er als ein Beispiel für Bescheidenheit und Menschlichkeit. Wie bei vielen Musikern mit Seele gilt auch für ihn der Psalm: Am Anfang war der Blues...

Als ich Anfing Gitarre zu spielen war ich viel von Blues und davon abgeleiteten Musikstilen wie Rock'n Roll usw. umgeben. Albert King, B.B. King, Freddie King (die sogenannten "heiligen" drei Könige, auf die Scofield auch auf "Electric Outlet" scherzhaft mit seiner Komposition "King for a day" anspielt) gehörten damals genauso zu meinen Vorbildern wie Otis Rush, Buddy Guy, Earl Hooker, Guitar Slim, Elmor Gaynes oder Eric Clapton und Jimie Hendrix. Ich war jedoch nie ein richtiger Rockgitarrist, denn etwa zur gleichen Zeit fand ich auch zum Jazz. Den Bluesgitarristen gilt bis heute meine große Liebe. Außerdem sind Blues und Jazz ja auch direkt miteinander verwandt. Wenn man eine Jack McDuff Hammond-Orgel-Jazz-Platte nähme, würde es B.B. King keine Schwierigkeiten bereiten dazu mitzuspielen. Ich wollte jedoch nie ein richtiger Bluesgitarrist werden, das war nur ein Teil meiner Entwicklung.

Auf der Suche nach dem eigenen Sound
Als Jazzmusiker lebt man leicht sehr abgeschieden. In meinen Anfangsjahren waren alle Musiker mit denen ich verkehrte Jazzmusiker. Selbst als mit Billy Cobham und George Duke "Bigtime-Fusion" gespielt habe kannte ich nur sehr wenige "Fusion"-Musiker mit denen ich hätte spielen können obwohl ich das schon damals wollte. Die Leute mit denen ich damals spielte, Adam Nussbaum und Steve Swallow usw. kamen jedoch alle irgendwie aus einer anderen Ecke. Miles hat mich dann gewissermaßen wieder auf die Backbeat-Fährte gebracht. Ich habe zwar schon vor Miles mit Cobham und Duke solche Musik gespielt aber damals habe ich die Idee nicht weiterverfolgt. Mit dem Aufkommen von Synthesizern und Schlagzeugern wie Omar Hakim und Steve Jordan, die auch in einem Funkbeat swingen können, hat sich das dann geändert. Heute sehe ich da noch ein sehr großes unbestelltes Feld und tausend Möglichkeiten die noch nicht probiert worden sind. Ich liebe es zwar nach wie vor mit Bebop Musikern zu spielen, doch oft tendiert der Gruppensound etwas zur Eintönigkeit. Klangmäßig möchte ich mich mit meiner Band expandieren. Mit Synthesizern und elektrischen Instrumenten zu spielen erscheint mir dabei als eine willkommene Möglichkeit. Das fängt schon bei den Kompositionen an. Ich glaube, daß sich mir als Komponist und meinem Bestreben einen Gruppensound zu kreieren durch die elektrische Komponente mehr Möglichkeiten eröffnen. Deshalb halte ich mich in meiner eigenen Band von Swingnummern fern. Ornette Coleman's Band hatte einen Sound, John Coltrane's Band und Miles' Band hatte einen Sound, dadurch heben sich diese Gruppen von allen anderen ab. Für mich als elektrischen Gitarristen ist es daher irgendwie logisch statt nur rein akustisch auch mit elektrischen Instrumenten zu spielen um meinen eigenen Sound zu finden. Mein Duo mit Steve Swallow hat einen eigenen Sound. Dasselbe möchte ich mit meiner Band erreichen.

Das Dave Liebman Quintet
Ich mochte diese Band sehr gerne. Leider mußten wir aufhören weil wir nicht genug Jobs hatten. So geht es leider zu oft. Jetzt spielt Dave mit Quest, einer ausgezeichneten Band. Dave Liebman und Richie Beirach sind ein weiteres gutes Beispiel für eine Musikerverbindung die zusammen einen eigenen Sound haben, so wie Swallow und ich, Shorter und Zawinul. Das Quintet wird zwar wahrscheinlich nie wieder in dieser Form auftreten doch ich hoffe, daß wir bei Gelegenheit wieder einmal miteinander spielen werden.

Steve Swallow und Adam Nussbaum
In den letzten Jahren habe ich mich viel mit der elektrischen Seite der Musik beschäftigt. Was die Rhythmusgruppe betrifft, geht es da mehr in Richtung Rock'n Roll. Dafür brauchte ich einen anderen Schlagzeuger. Adam Nussbaum ist ein großartiger Schlagzeuger, sein Stil geht jedoch in eine andere Richtung. Mein Duo mit Steve Swallow verzichtet dagegen bewußt auf Schlagzeug, denn dadurch können wir noch besser aufeinander eingehen. Ich glaube, daß uns dies auch mehr Intimität verleiht. Das Trio mit Swallow und Nussbaum existiert also als solches nicht mehr, was jedoch nicht heißen will, daß es das nicht vielleicht irgendwann wieder tun wird. Es war eine gute Band.

Fusion
Ich bin wie gesagt beinahe genauso viel mit Rock'n Roll wie mit Jazz aufgewachsen und ich glaube, daß es möglich ist beide Stile auf eine Weise zu kombinieren die noch nicht probiert worden ist. Fusion Musik ist zwar offiziell schon in den 70er Jahren gelaufen, ich bin jedoch der Meinung, daß sie noch nicht richtig fusioniert hat. Weather Report und Miles sind in meinen Ohren die beiden einzigen Gruppen die wirklich einen eigenen Sound entwickelt haben. Es geht auch darum die rhythmische Feinheit und den "Swing", ich möchte beinahe sagen, die rhythmische Mystik des Jazz einzubringen ohne dabei steif zu klingen. Vieles von der Fusion Musik die man zu hören kriegt ist jedoch lediglich "Muzak", kommerzieller Müll. Es geht jedoch auch anders und das möchte ich versuchen.

RAP und Hip-Hop
Ich finde Rap-Musik großartig. Was da vor ein paar Jahren als Rap und "Hip Hop" in New York angefangen hat klang in meinen Ohren jedoch nicht vollkommen neu. Für mich sind dies einfach knochenhart gespielte Funk-Rhythmen. Diese Musik hat sich jedoch sehr verdient gemacht indem sie die Betonung auf den Rhythmus zurückgelenkt hat. Ich finde das fantastisch. Am Anfang waren das Leute die in New York auf der Straße leben, die sich da Drumcomputer und Schallplattenspieler geschnappt und gelernt haben damit Musik zu machen. Das hat die Dinge wieder einmal auf die Ursprünge zurückgeführt - Rhythmus. Zwischen Rap und den Rhythmen auf Platten wie "Electric Outlet" besteht eine klare Verbindung. Als ich an "Electric Outlet" arbeitete war ich auch von Drumcomputern fasziniert, wie sie ja heutzutageberall zu hören sind. Inzwischen benutze ich sie jedoch nur noch um Demos meiner Kompositionen anzufertigen. Ich besitze ein kleines Mehrspurgerät auf dem ich eine Schlagzeugspur, Bass und verschiedene Gitarrenspuren aufnehmen kann. Echtes Schlagzeug gefällt mir allerdings hundertmal besser. Lebende Musiker geben der Musik das gewisse Etwas. Drumcomputer sehe ich mehr als Kompositions-Werkzeug.

Miles Davis
Miles war schon immer ein großes Idol für mich. Gitarre ist eines seiner Lieblings-instrumente. Er liebt die Rock'n Roll Gitarre....... Ich glaube jeder der mit Miles spielt sieht wie es ihm gelingt seine Musiker zu Höchstleistungen anzuspornen. Jedes Mittel ist ihm dabei recht. Er ist da ein wenig seltsam. Entweder baut er dich voll auf oder er macht dich total runter. Privat oder selbst in der Presse hat er mich ein paar mal fertig gemacht. Manchmal sagt er auch verrückte Sachen wie: "Du erinnerst mich an Charlie Parker". Absolut lächerlich ! Oder er sagt: "Du kannst nichts". Er ist ein echter Fanatiker. Ich glaube er sagt diese Dinge zu seinen Musikern damit sie sich nicht auf die faule Haut legen und stets ihr Bestes geben. Dementsprechend gibt und nimmt er seinen Musikern ihr Selbstvertrauen. Für meinen Geschmack geht er dabei ehrlich gesagt etwas zu fanatisch vor. Es gelingt ihm jedoch die Band dazu zu bringen ihr Bestes zu geben...... Miles ist groß im vereinfachen, die Leute nehmen jedoch alles was er von sich gibt ernst wie die Bibel. Er sagt jedoch oft nur was ihm gerade so in den Sinn kommt, manchmal ist das brilliant ein anderes mal nicht. Ein anderes mal sagte er zu mir "Ich will, daß du jedesmal wenn wir spielen, weißen Rock'n Roll spielst". Damals hatte ich keine Ahnung, was er damit meinte und habe es ihm beinahe ein wenig übel genommen. Als wir dann später auf Tour gingen hatte sich kaum etwas an meiner Spielweise geändert und er sagte nichts mehr. Ich glaube jedoch, daß Miles wie ich finde zurecht besorgt ist, daß heutzutage viele Musiker seine Band von vor zwanzig Jahren imitieren. Er möchte aus diesem Grund nicht mit Leuten spielen die wie seine Band von damals klingen. Er muß sich daher immer wieder in neue Situationen begeben. Manchen Journalisten und Jazzkritikern fällt es schwer das nachzuvollziehen. Bemerkenswert finde ich auch, wie Miles jeden Musiker in seinem individuellen Stil spielen läßt und dann aus dieser Gruppe von Individualisten einen Gruppenklang formt. Er findet heraus wie du spielst und baut die Musik um dich herum. Das bringt das beste aus Dir heraus. Auch bei der Auswahl seines Materials hat er ganz genau die einzelnen Musiker als Persönlichkeiten im Sinn. Er komponiert zwar nicht viel im eigentlichen Sinne, bei der Leitung seiner Band geht er jedoch wie ein Komponist vor der für einen speziellen Solisten komponiert.   Er weiß auch wann er Dich an der langen Leine lassen kann und wann es Zeit ist eine Sache  abzubrechen. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl er bräche die Musik ab als sie gerade anfing in meinen Ohren interessant zu werden, doch er tut dies um Clichees zu vermeiden und irgendwie anders zu sein. So erhält er das Jazzelement seiner Musik lebendig. Dabei läßt er seinen Musikern immer noch genug Raum um sich frei zu spielen und gemeinsam Gipfel zu stürmen. Er ist ein großartiger musikalischer Leiter. Außerdem bewundere ich sein klares Konzept. Beinahe wie ein Maler hat er eine sehr klare Vorstellung davon wie die Musik klingen soll. Er weiß genau welche Klangfarben er will und welche Stimmungen er erzeugen will, wie er seine Sets aufbaut, wie die Stücke ineinander übergehen.... darin ist er schon immer hervorragend gewesen. Er hat dem Jazz eine Art von Feinheit gegeben, wie sie vorher nicht existiert hat. Miles ist natürlich auch ein guter Geschäftsmann. In letzter Zeit liegt ihm sehr viel daran ein großer Popstar zu werden. Ich dachte mir immer, wozu braucht er das, denn alle Welt liebt ihn so wie er ist. "Your Under Arrest" und alles was er danach eingespielt hat gehört nicht zu meinen Lieblingsplatten. Ich kann zwar aufrichtig behaupten, daß mir die Art wie er Popstücke interpretiert gut gefällt doch andererseits sagen mir Platten wie "Decoy" doch wesentlich mehr zu.

Auf eigenen Beinen
Bei Miles auszusteigen ist mir schwer gefallen, denn ich habe es genossen mit ihm zu spielen. Ich stand jedoch vor der Entscheidung weiter mit ihm zu spielen und meine eigenen Projekte aufzugeben oder aufzuhören. Miles und meine eigene Band ließen sich zeitlich einfach nicht vereinbaren. Nach fast drei Jahren hielt ich jedoch die Zeit für gekommen mich wieder auf eigene Pfade zu begeben. Ich wollte mein eigener Bandleader sein und die eigenen Ideen mit einem festen, entwicklungsfähigen Quartet verwirklichen. Der Bekanntheitsgrad den ich durch die Zusammenarbeit mit Miles erreicht hatte war dabei eine willkommene Starthilfe.

The John Scofield Group
Was ich mit dem Quartet tue würde ich mangels eines besseren Wortes mit "Meine Version von Jazz-Rock" umschreiben. Vieles was unter dem Etikett "Fusion" und "Muzak" (in Amerika gebräuchliche Umschreibung für "Fahrstuhl- Jazzrock"- Anm. des Int.) läuft gefällt mir überhaupt nicht. Meine Zusammenarbeit mit Miles hat mich jedoch in dem Wunsch bekräftigt mit Rock-Rhythmen zu arbeiten (und meine eigene Stimme zu finden. )

Kunst und Kommerz
Ich gehöre nicht zu den Leuten die Pop-Musik deshalb verurteilen weil sie populär ist. Selbst Jazz-Musiker, die irgendwie "rein und ehrlich" sein sollen, spielen nicht ohne dabei das Publikum im Sinn zu haben. Ich glaube es gibt niemanden den das Publikum nicht auf irgendeine Art beeinflußt. Der Akt des Musizierens, für sich alleine spielen mal ausgenommen, basiert geradezu auf der Beziehung zum Publikum. Ich dachte auch immer, daß ich mich nicht nach dem Publikum richten will usw.. Als ich es mir dann jedoch einmal gründlichberlegt habe, bin ich zu dem Schluß gekommen das Musik eine Art von Kommunikation ist. Ich glaube alle Musiker spielen um sich selbst auszudrücken. Auch ich habe wohl deshalb als Junge mit dem Gitarrenspielen angefangen. Ich war in die Musik vernarrt und außerdem gab es mir ein gutes Gefühl vor Publikum zu spielen, gemocht zu werden und zu kommunizieren. Ich glaube, daß es allen Musikern, egal wer es ist, so geht. Wir alle wollen, daß man uns und unsere Musik mag. Bis zu diesem Grad sind wir alle kommerziell. Indem man sich als Musiker entwickelt wird die Musik zu etwas sehr persönlichem und man möchte als eben diese Musikerpersönlichkeit akzeptiert werden. Man muß nur aufpassen, daß man sich nicht zu sehr beeinflussen läßt oder einem vorübergehenden Trend nächläuft und sich dabei selber verliert.

Gitarre und Synthesizer
Dieses Gebiet interessiert mich, ich warte jedoch immer noch auf ein Gerät, daß mich wirklich glücklich machen kann. Controller sind in den letzten Jahren wesentlich verbessert worden doch andererseits habe ich persönlich auch das Gefühl, daß mein Gitarrensound in letzter Zeit endlich in die Nähe meiner Wunschvorstellung gekommen ist. Die Tatsache das und wie ich elektrische Gitarre spiele macht meinen Sound aus. Mir liegt viel daran eine stimmliche Qualität in meinem Spiel zu erreichen. Andererseits habe ich auch Keyboards in meiner Band, was einen Gitarrensynthesizer beinahe überflüssig macht es sei denn er würde wirklich etwas anderes anbieten. Ich erkenne jedoch auch die Möglichkeiten die in diesem Gebiet stecken. Ich denke schon, daß ich mich dieser Sache noch eingehender widmen werde.

A life in Jazz
Das Leben eines Jazzmusikers......? Nun, das ewige Herumreisen kann zur Belastung werden. Leider ist es jedoch die einzige Möglichkeit, wenn man sein Brot als konzertierender Musiker verdienen will. Man kann leider nicht das ganze Jahr in der eigenen Stadt spielen. Es ist zwar schön in Paris zu spielen, aber noch schöner wäre es wenn man die Pariser nach New York einfliegen könnte. Das Leben aus dem Koffer ist mitunter recht schwierig. Am Anfang meiner Karriere war das Touren eine einzige große Party und ich war begeistert. Mittlerweile ist es jedoch einfach nur harte Arbeit, vom eigentlichen Spielen natürlich abgesehen. Heutzutage gehe ich nach dem Auftritt lieber ins Bett als in die Bar. Kaum jemand spielt Jazz des Geldes wegen. Die meisten Jazzmusiker die ich kenneben diesen Beruf aus Notwendigkeit aus. Entweder wollten sie schon von klein auf Jazzmusiker sein oder sie haben das Gefühl daß ihnen ohne Musik etwas lebenswichtiges fehlt. Meine Familie (Frau und Tochter) ist mir jedoch auch sehr wichtig. Glücklicherweise verstehen sie die Notwendigkeiten die sich aus meinem Beruf ergeben.

Guter Rat
Es ist immer schwierig jemandem einen pauschalen guten Rat zu geben. Ich glaube am besten versucht man ein normales Leben zu leben und in die Musik soviel Energie wie möglich hineinzustecken. Menschen sind jedoch sehr verschieden. Um eine Sache auf längere Zeit und mit Erfolg zu betreiben muß man wohl vor allem dran bleiben und wissen was man eigentlich will. Dies gilt meiner Meinung nach für jegliches Unterfangen, nicht allein Musik. Desto älter man wird, desto besser weiß man was man will. Mir ging es früher auch so, daß ich acht Millionen verschiedene Musikrichtungen und acht Millionen verschiedene Dinge hatte die ich lernen wollte. Es ist einfach unmöglich alles zu machen. Der Gedanke kann einen am Anfang sehr beunruhigen. Mittlerweile hat sich dies jedoch auf einige Dinge reduziert die ich wirklich können möchte. Diese Woche möchte ich zum Beispiel nur an chromatischen Ideen und ihren Fingersätzen arbeiten. Der Nebel lichtet sich im Laufe der Jahre und ich weiß heutzutage besser was ich will. Als junger Musiker habe ich mir stets umfangreiche Übepläne aufgestellt und mich dann nie daran gehalten. Inzwischen habe ich gelernt konzentrierter zu arbeiten. Mit den Jahren lernt man vielleicht nicht nur sein Instrument zu spielen sondern man findet auch heraus wie man für sich am bestenbt. Das wichtigste beimben bleibt jedoch das Anfangen. Man muß sich auch daran gewöhnen nie wirklich "fertig" zu werden. Es gibt immer noch eine Unmenge von Dingen die man nicht weiß. Auch ich habe das Gefühl von allem nur ein bißchen zu wissen. Es ist vielleicht auch gar nicht so wichtig alles 100%ig zu wissen, denn gerade die Mischung dessen was man hier und da so gefunden (oder auch liegen gelassen) hat macht vielleicht das spezifisch Individuelle oder sogar den "Stil" eines Musikers aus. Mein Rat lautet daher, nehmt euch die Dinge einfach eins nach dem anderen vor. Heute mag das eine bestimmte Akkordfolge sein, morgen ein bestimmtes Lick, nächste Woche ein neuer Standard etc. und versucht damit ein bißchen Musik zu machen.

Diskografie (Stand 1991):
* besonders empfehlenswert

Unter eigenem Namen:
             "Who's Who"              79 *
                (vor kurzem als CD
                wiederveröffentlicht)
             "Electric Outlet"        84 *
             "Still Warm"             86
             "Blue Matter"          4/87
             "Loud Jazz"           12/87
             "Pick Hits"              88 *
             "Flat Out"               88
             "Time On My Hands"       89 *
Trio mit Swallow und Nussbaum:
             "Out Like A Light" 81
             "Shinola"
             "Bar Talk"
             "Rough House"
Quartet mit Richie Beirach:
             "Live in München" (Enja)
Quartet mit Hal Galper:
             "Rough House"
             "Ivory Forest" (Enja)
Miles Davis
             "Star People"
             "Decoy" *
             "You're Under Arrest"
Bennie Wallace
             "Sweeping Through The City" 3/84
             "The Art Of The Saxophone" 87
             "Border Town" 3/88
Ray Anderson
             "Blues Bred In The Bone"
Gary Thomas
             "By Any Means Necessary" *
Marc Johnson (mit Bill Frisell u. Peter Erskine)
             "Bass Desires"  *
Bass Desires (gleiche Besetzung, anderer Name)
             "Second Sight"
Dave Liebman Quintet
             "If They Only Knew" 7/80 *
             "Doin' It Again"
Gerry Mulligan & Chet Baker
             "Live At Carnegie Hall" 11/74
John Scofield & John Abercrombie
             "Solar"
Larry Coryell
             "Tributaries"
McCoy Tyner
             "Things Ain't What They Used To Be"
Martial Solal
             "Four Keys"
Bill Goodwin
             "Solar Energy"
George Duke / Billy Cobham
             "Live In Europe" 76
Franco Ambrosetti
             "Filmmusic" und andere...

Video / Lehrmaterial (Stand 1991):
"John Scofield on Improvisation" DCI (Lehrvideo aufgenommen 1981)
"All Strings Attached" - Polygram ("Gitarrengipfel" mit Larry Carlton u.a.)
"Bass Desires"-Auftritt Frankfurter Jazzfestival 86 SWF
sowie zahlreiche Fernsehauftritte mit Miles Davis in Den Haag, Berlin etc.
"John Scofield Guitar Transcriptions" (21st Century Publications)

© 2006 Christian Rover